Ich fühle mich gerade total blockiert und genau diese Blockade nehme ich nun als Startschuss für meinen Blog. Schon sehr lange spüre ich das Verlangen, andere mit meinen Erfahrungen und meinem Sein inspirieren zu dürfen. Nur wie soll das gelingen? Wo fange ich an? Kann ich das überhaupt? Diese und weitere ähnliche Fragen begleiten mich jeden Tag und haben mich bisher erfolgreich an der Umsetzung meiner Ideen gehindert. Heute habe ich mir, wie schon oft zuvor, verschiedene Videos auf YouTube angeschaut, welche mich in meinem Weiterkommen inspirieren könnten und plötzlich wurde mir bewusst, dass dieses passive Verhalten mich nicht weiterbringen kann. Inspiration und Ideen habe ich mehr als genug, nur habe ich bisher noch wenig aktive Schritte getan, um meiner Vision näherzukommen. Um diesen Kreislauf der endlosen Ideensammlung zu durchbrechen und ins TUN zu kommen, nehme ich euch nun ganz einfach ein Stück auf meinem Weg mit.
Heute möchte ich mich gerne dem Thema Minimalismus widmen. Ich bin gerade sehr fasziniert von dieser Bewegung und habe letzte Woche innerhalb von zwei Tagen etwa die Hälfte meiner Dinge aussortiert. Einen grossen Teil davon habe ich in ein Brockenhaus gebracht, den Rest entsorgt und ein paar wenige Dinge mit hohem Wert versuche ich aktuell noch, online zu verkaufen. Was hat mich dazu bewegt? Vor 6 Jahren hatte ich schon einmal so eine Phase. Damals bin ich in eine kleine 1,5-Zimmer-Wohnung gezogen. Dorthin habe ich nur das Notwendigste mitgenommen und mich damit sehr wohl gefühlt. Für mich geht es beim Minimalismus nicht darum, möglichst wenig Gegenstände zu besitzen, sondern nur noch die Sachen, welche mir Freude bereiten und mir meinen Alltag erleichtern. Alles, was ich nicht benutze und nur aufbewahre aus Sentimentalität oder weil ich es eventuell noch einmal gebrauchen könnte, muss ja gepflegt werden, benötigt Raum und Energie. Ich kenne jedoch auch das Gegenteil davon und bin in meinem Leben immer wieder dem Konsum verfallen.
Meine aktuelle Ausmistaktion hat sich aus verschiedenen Gründen so angebahnt. Einerseits absolviere ich eine Weiterbildung zum Thema Trauma und beschäftige mich in deren Rahmen mit meiner Vergangenheit und meinem Leben. Dabei geht es, wie beim Materiellen auch, viel ums Loslassen. Zudem war ich eine Woche im Tirol in einem Wanderurlaub mit meinem Hund. Wir hatten dort ein kleines Zimmer mit einem Bett, einem kleinen Tisch und einer Garderobe. Ich durfte feststellen, dass ich in dieser Zeit nichts vermisst habe von zuhause, bis auf mein 1`60m grosses Bett. Das hat mich total inspiriert dazu, mir wieder eine kleine, kostengünstige Wohnung zu suchen und nur das Wichtigste dorthin mitzunehmen. Wenn ich meine Lebenserhaltungskosten senke, dann wirkt sich dies positiv auf den Druck aus, den ich verspüre, in Bezug auf mein Einkommen. Zudem habe ich bewusst einige Kilos abgenommen (Dazu kann ich gerne einen weiteren Artikel machen, da dies ebenfalls ein Weg mit vielen Erkenntnissen war.) und daher waren mir einige Kleidungsstücke schlicht zu weit. Ich habe sehr vieles intuitiv aussortiert, was mich selbst teilweise erstaunt hat. Zum Beispiel habe ich T-Shirts weggegeben, welche ich letzte Woche noch getragen hatte. Dabei durfte ich feststellen, dass ich mich darin nicht so wohl gefühlt habe, was sich wiederum auf meine Selbstsicherheit und meine Ausstrahlung ausgewirkt hat. Lieber habe ich wenige Teile in meinem Kleiderschrank, in denen ich mich wohl fühle, anstatt einen übervollen Schrank vorzufinden, wo ich mich jeweils kaum entscheiden kann, was ich tragen möchte.
Ich habe bewusst alle Schränke / Schubladen etc. geöffnet, ausgeräumt und für jeden Gegenstand entschieden, ob ich ihn behalten möchte. Dabei durfte ich die Erkenntnis gewinnen, dass ich im letzten Jahr viele Anschaffungen getätigt habe, welche als Sonderaktion verkauft wurden, mich beim Gedanken daran begeistert haben und trotzdem schlussendlich kaum von mir benutzt wurden. Dies waren zum Beispiel ein Epiliergerät, eine Zungentrommel, ein elektrischer Bodenwischer, ein Balanceboard und einige mehr. Ich kann diese vielen Impulskäufe nicht rückgängig machen und versuche nun, das Beste daraus zu machen und möglichst viele dieser Gegenstände an Personen weiterzugeben, die Freude daran haben. Für meine Zukunft nehme ich mir fest vor, mir eine Bedenkzeit von mindestens einer Woche aufzuerlegen, bevor ich mir einen neuen Gegenstand zulege. Zukünftig möchte ich tatsächlich mein Geld lieber in Erlebnisse und Weiterbildungen investieren anstelle von Gegenständen. Nichts, was ich hier auf der Erde „besitze“ kann ich zum Schluss mitnehmen und daher übe ich mich im Loslassen.
Meine Mutter, die früh verstorben ist, hat mir ein Gedicht auf einem Zettel hinterlassen, welches mich momentan wieder sehr anspricht. Laut Internet stammt der Text von Heinz Schenk, den ich hier nun gerne zitiere:
„Es ist alles nur geliehen, hier auf dieser schönen Welt.
Es ist alles nur geliehen, aller Reichtum, alles Geld,
Es ist alles nur geliehen, jede Stunde voller Glück.
Musst Du eines Tages gehen, lässt Du alles hier zurück.
Man sieht tausend schöne Dinge und man wünscht sich dies und das.
Nur was gut ist und teuer, macht den Menschen sehr oft Spass.
Jeder möchte mehr besitzen, zahlt er auch sehr viel dafür.
Keinem kann es etwas nützen, es bleibt alles einmal hier.
Alle Güter dieser Erde, die das Schicksal Dir verehrt,
sind Dir nur auf Zeit gegeben und auf Dauer gar nichts wert.
Darum lebt doch euer Leben, freut euch neu auf jeden Tag.
Wer weiss auf unserer Erdenkugel, was der morgen bringen mag.
Freut euch auch an kleinen Dingen, nicht nur an Besitz und Geld,
Es ist alles nur geliehen, hier auf dieser schönen Welt.“
Im Youtube sind mir jedoch in der letzten Zeit auch Videos begegnet von Menschen, welche es bereuen, sich dem Minimalismus hingegeben und alle persönlichen Erinnerungen aussortiert zu haben. Dies kann ich gut nachvollziehen und finde es daher umso wichtiger zu betonen, dass es eine individuelle Entscheidung sein muss, was man loslassen und wie viel man behalten möchte. Ich selbst habe zum Beispiel eine alte Holztruhe mit diversen Fotoalben aus meiner Kindheit, Jugendzeit und auch aus meinem erwachsenen Leben, die ich, auch wenn sie Platz nimmt und nicht regelmässig von mir geöffnet wird, niemals weggeben würde. Diese Erinnerungen sind für mich ein wertvoller Schatz, den ich immer wieder einmal neu für mich entdecke. Gerade bei der Beschäftigung mit meinen traumatischen Erlebnissen in der Vergangenheit habe ich beispielsweise wieder einmal die Tagebücher meiner Mutter gelesen, welche sie geschrieben hat vom Zeitpunkt an, in dem sie gewusst hatte, dass sie mit mir schwanger war, bis hin zu meinem vierten Lebensjahr.
Ich denke, dass ich beim Umzug dann noch einmal einige Dinge loslassen werde und merke jetzt schon, wie viel mehr ich das schätze, was ich habe. Zudem gab es bisher in meinem Leben nur ganz wenige Dinge, die ich im Nachhinein vermisst habe, als ich sie weggegeben hatte und auch diese konnte ich mit der Zeit in Dankbarkeit ganz loslassen.
In diesem Sinne, vielen Dank, wenn Du bis hierhin gelesen und mich auf dieser Reise begleitet hast. Ich freue mich über jeden Kommentar und auch über Themenwünsche oder Anregungen.
Herzliche Grüsse
Nicole
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