Puh, das war eine sehr intensive Woche für mich, in der ich wieder einmal einiges über mich selbst lernen durfte. Ich habe vor einiger Zeit aus verschiedensten Gründen eine Entscheidung getroffen, die ich hier nicht näher erläutern werde. Diese Entscheidung traf ich mit einer inneren Sicherheit und einem stimmigen Gefühl dazu. Ich hatte mich schon länger damit auseinandergesetzt und mir dann selbst ein Ultimatum gestellt. Nun rückte jedoch der Zeitpunkt immer näher, in dem es um die praktische Umsetzung dieser Entscheidung ging und dabei fiel mir immer öfter ein ungutes Gefühl in der Magengegend auf, wenn ich daran dachte. Ich hatte in der Zeit zwischen der Entscheidung und jetzt mit verschiedenen Personen darüber gesprochen und ihnen meine Argumente dargelegt. Grundsätzlich reagierten die Leute positiv darauf, so dass dies nicht die Ursache für mein ungutes Gefühl sein konnte.
Je näher der besagte Tag kam, desto intensiver wurde mein Gefühl. Irgendwann habe ich angefangen, meine Entscheidung zu hinterfragen und doch war ich mir weiterhin sicher, dies so zu machen. Ich suchte rationale Gründe für meine Entscheidung, durfte mir jedoch irgendwann auch eingestehen, dass mein Hauptgrund, welcher für die Entscheidung sprach, eigentlich immer mehr der war, dass ich so vielen Personen bereits von meinem Entschluss erzählt hatte. Ich kann mich doch nicht einfach wieder umentscheiden und dann sagen, ich würde es doch nicht so machen, wie ich gesagt hatte, oder? Wie sähe denn das aus? Grundsätzlich bin ich eine Frau der Tat und wenn ich A sage, sage ich auch B. Zudem war mein anfängliches Gefühl ja total stimmig.
Das ungute Gefühl wollte mich jedoch nicht loslassen. Es war sogar noch da, als ich einer weiteren Person von meiner Entscheidung erzählte und wurde danach immer stärker. Zu guter Letzt habe ich mir einen Ruck gegeben und meine Zweifel ebenfalls mit einer lieben Person thematisiert. Ich weiss, dass nur ich allein die definitive Entscheidung, die mein Leben betrifft, treffen kann und doch merkte ich, dass ich alleine nicht damit weiterkomme. Ich durfte dann nach einem zweiten Gespräch mit einer weiteren Person, die mir sehr wichtig ist, feststellen, dass ich mich einfach mit dieser Entscheidung selbst überfordert habe. Ich habe sie zwar mit einem guten Gefühl getroffen, bin mir jedoch immer mehr der Konsequenzen dieser Entscheidung bewusst geworden und habe gemerkt, dass der Zeitpunkt dafür noch nicht reif ist. Ich hätte gerne mehr Entscheidungshilfen genutzt, wie ich sie euch gleich erläutern werde, fühlte mich jedoch schon zu sehr emotional involviert, um dies tun zu können oder musste es eigentlich gar nicht mehr tun, da ich tief in mir drin schon wusste, was ich tun wollte. Und ja, ich habe meine weitreichende Entscheidung rückgängig gemacht oder besser gesagt, nicht umgesetzt und das nicht aus Angst, sondern weil mir bewusst wurde, dass ich überstürzt und euphorisch entschieden hatte und mir selbst zu wenig Zeit gelassen hatte. Dies nun all den Leuten mitzuteilen, mit denen ich bereits darüber gesprochen hatte, kostet viel Mut. Oft hört man ja, dass man am Ende des Lebens nicht bereut, etwas getan zu haben, sondern, etwas nicht getan zu haben. Trotzdem möchte ich euch gerne mitgeben, auf eure Intuition, also euer Bauchgefühl zu hören, auch wenn sich manchmal rationale Argumente oder auch emotionale Aspekte darüber legen.
Ich war mir lange Zeit nicht sicher, ob ich einfach aus Angst vor meiner Entscheidung und deren Konsequenzen zurücktreten wollte davon. Das wäre so ein emotionaler Aspekt gewesen. Für Entscheidungen, die das Leben verändern, braucht es Mut und dabei ist Angst ganz normal. Ich durfte jedoch während diesem Prozess herausfinden, dass dies nicht der Grund war für mein ungutes Gefühl. Also habe ich weitere Gründe gesucht und mir auch eine Pro- und Kontraliste quasi im Kopf zusammengestellt, wobei mein Gefühl natürlich etwas höher gewichtet war als rationale Punkte. Meine erneute Entscheidung zu kommunizieren, fiel mir anfangs dann auch schwer. Jedoch habe ich total positive Reaktionen darauf erhalten, wofür ich sehr dankbar bin. Im Allgemeinen durfte ich während dieser Zeit feststellen, dass mich dieser ganze Prozess weiter gebracht hat in meinem Leben und dass ich dadurch herausfinden durfte, wie viel Gutes ich momentan in meinem Leben habe, wofür ich dankbar sein darf. Wieso erzähle ich euch das?
Weitreichende Entscheidungen zu treffen ist nie einfach und oft gibt es viele verschiedene Dinge und Konsequenzen, die damit zusammenhängen. Wenn ihr vor so einer Entscheidung steht, empfehle ich euch, diese Punkte und alles, was damit zusammenhängt aufzuschreiben. Eine einfache Darstellung ist die bereits benannte Pro- und Kontraliste. Was spricht für diese Entscheidung, was dagegen? Solltet ihr mehrere Optionen zur Auswahl haben, könnt ihr natürlich auch eine Liste mit mehreren Spalten erstellen. Danach geht es nicht nur um die reine Anzahl der Punkte, da diese ja unterschiedlich schwer zu gewichten sind. Zum Beispiel hat ein Schulwechsel für ein Kind schwerwiegendere Folgen als ein weiterer Arbeitsweg und so weiter. Diese Gewichtung könnt ihr nur selbst machen. Als Vorschlag mit jeweils 1-3 Punkten, so dass ihr zum Schluss anhand der Zahlen eine Tendenz erkennen könnt. Um sich rational einen Überblick zu verschaffen über die verschiedenen Optionen, macht dies durchaus Sinn. Natürlich spielen da auch die Emotionen eine Rolle, da diese von uns oft höher gewichtet werden.
Um herausfinden zu können, zu welcher Option eure Intuition, also euer Bauchgefühl euch rät, wäre eine Möglichkeit, jede Option auf ein separates A4 Blatt zu notieren, die Blätter umzudrehen und dann gut zu vermischen. Wichtig ist, dass ihr zum Schluss nicht mehr wisst, welches Blatt für welche Option steht. Dann könnt ihr euch auf ein Blatt stellen und tief in euch hineinfühlen. Je nachdem könnt ihr dann auf der Rückseite des entsprechenden Blatts oder auch auf einem separaten Notizblock aufschreiben, wie sich dies anfühlt. Für diese Übung benötigt ihr auf jeden Fall genügend Zeit und absolute Ruhe ohne Ablenkungen von aussen. Wenn ihr dies mit jeder Option gemacht habt, geht es an die Auflösung. Dies kann helfen, euren Verstand zu umgehen und so an die richtige Entscheidung zu gelangen.
Wenn ihr zwei Optionen habt, euch überhaupt nicht entscheiden könnt und auch nicht wisst, was ihr wollt, dann empfehle ich euch eine Münze zu werfen. Das ganz spannende daran ist, dass es dabei nicht darum geht, die Entscheidung dem Zufall zu überlassen, wie man als erstes denken würde, sondern darum, sich bereits beim Werfen dabei zu ertappen, entweder auf Kopf oder Zahl zu hoffen. In diesem Moment schaltet sich nämlich oft die Intuition ein oder ein tiefer innerer Wunsch, der uns manchmal gar nicht bewusst ist.
Natürlich gibt es noch viele andere Optionen. Was mir bei meiner Entscheidungsfindung sehr geholfen hat, waren Gespräche mit verschiedenen Personen. Oft brauchte es nicht einmal eine Meinung des Gegenübers, sondern reichte das Verständnis und das Zuhören schon dazu, dass man weiter denken kann. Jedoch können auch Meinungen hilfreich sein, um dann festzustellen, dass man Argumente für seine priorisierte Option findet oder neue Ansichten gewinnt, die man selbst gar nicht bedacht hatte. Ganz wichtig dabei finde ich jedoch, persönliche Entscheidungen niemals auf andere zu übertragen oder sich von ihnen abhängig zu machen dabei. Die komplette Übernahme der Verantwortung für das eigene Leben ist eine entscheidende Voraussetzung für gelungene Entscheidungen.
Ich möchte euch noch einige weitere Gedanken dazu mit auf den Weg geben. Manchmal hat man das Gefühl, dass von einer Entscheidung quasi alles abhängt und das ist nur bedingt der Fall. Einerseits ist das Leben nun einmal unplanbar. Es kann und wird oft alles sowieso noch einmal anders kommen. Andererseits sind die allermeisten Entscheidungen ja irgendwie auch rückgängig zu machen oder wieder zu ändern. Man kann sich scheiden lassen, wieder umziehen, die Arbeitsstelle wechseln etc. Wenn ihr vor einer Entscheidung steht, die euch total überfordert, denkt auch daran, dass es keine absolut richtigen Entscheidungen gibt. Sich Zeit zu lassen für die Entscheidung macht Sinn, sich jedoch zu lange zwischen zwei Möglichkeiten zu bewegen, kostet viel Energie. Daher rate ich, euch selbst ein Ultimatum zu stellen, bis wann ihr euch entschieden haben wollt. Ihr könnt euch auch vorstellen, wie es sein wird, wenn ihr euch so oder so entschieden habt. Wem teilt ihr dies wie mit? Wie verändert sich dann euer Leben? Welches Gefühl löst dies bei euch aus? Diese Imaginationsübung kann ebenfalls sehr hilfreich sein. In meinem Fall habe ich diese Übung quasi gemacht, ohne sie als Übung anzusehen. So weit muss es ja bei euch nicht gehen.
Meine Mutter hatte ein paar Postkarten mit Sprüchen darauf, die mich schon mein ganzes Leben begleiten. Eine davon habe ich lange verloren geglaubt und erfreulicherweise vor einiger Zeit in einem Fotoalbum wieder gefunden: «Man kann das Leben nur rückwärts verstehen, aber man muss es vorwärts leben! Ich finde, das hat so viel Wahres. Unabhängig davon, wie ich mich entscheide, kann ich neue Erfahrungen gewinnen und etwas dazu lernen. Wichtig finde ich nur, dass ich mir dann auch der Konsequenzen meiner Entscheidung bewusst bin und diese trage. Dafür braucht es auch die Grösse, die eigene Einstellung immer wieder zu überdenken und gegebenenfalls anzupassen.
In diesem Sinne wünsche ich euch frohes Entscheiden bei kleinen und grossen Dingen. Ich freue mich über eure Kommentare und wenn ihr noch weitere nützliche Tipps habt, was bei Entscheidungen helfen kann, dürft ihr diese ebenfalls gerne anmerken.
Bis bald und herzliche Grüsse
Nicole
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